Diplomarbeit
 

Kornmilch, J.-C. (1998): Untersuchungen zur Aculeatenfauna ausgewählter Familien typischer Küstenhabitate des Greifswalder Boddens.

Diplomarbeit Universität Greifswald, 143 p.

Zusammenfassung der Diplomarbeit

In den Jahren 1996 und 1997 wurden von April bis September acht typische Küstenhabitate des Greifswalder Boddens in Hinblick auf ihre Besiedlung durch Stechimmen (Hymenoptera aculeata exklusive Formicidae, Pompilidae) untersucht. Hierbei wurden Hand- und Farbschalenfang kombiniert. 5364 Individuen gingen in die Auswertung ein. Diese ergaben zusammen 205 Stechimmenarten. Durch gezielte Suche auf weiteren Küstenstandorten des Untersuchungsgebietes konnten 16 weitere Stechimmenarten nachgewiesen werden, so daß die Gesamtartenzahl auf 221 stieg. Den größten Anteil stellen die Bienen mit 128 Arten, gefolgt von 55 Grabwespenarten, den Faltenwespen mit 20, den Goldwespen mit 14 Arten sowie vier Arten der "Dolchwespenartigen". Durch Auswertung unveröffentlichter Fangdaten anderer Bearbeiter konnten weitere zehn Stechimmenarten als Besiedler der Küste des Greifswalder Boddens genannt werden.
Die Vorkommen zahlreicher Arten sind dabei für M-V, z. T. sogar für Deutschland von großer Bedeutung. Hierzu zählen die sehr seltene Lehm-Pelzbiene Anthophora plagiata, die Furchenbiene Halictus quadricinctus, die am Mergelsteilufer des Kleinen Zickers (Rügen) die größte Kolonie Deutschlands bildet, und die Goldwespe Chrysis rutiliventris ssp. vanlithi. Mehrere Arten, z. B. Halictus subauratus, Osmia cornuta oder Ammobates punctatus, erreichen im klimatisch sehr günstigen Untersuchungsgebiet ein Vorpostenvorkommen. Durch diese Untersuchung konnten fünf Bienenarten (Ammobates punctatus, Andrena angustior, Lasioglossum tarsatum, Osmia cornuta, Sphecodes rubicundus) erstmals für M-V nachgewiesen werden. Ein weiterer Erstnachweis des Landes liegt durch die Auswertung der Daten anderer Bearbeiter mit der Furchenbiene Lasioglossum laticeps vor.
Von der Wespenbiene Nomada roberjeotiana wird ein bilateraler Gynander beschrieben.
Als artenreichste Untersuchungsflächen werden ein Sandkliff (93 Stechimmenarten) und eine Braundüne (91 Arten) genannt; die individuenreichste Fläche stellt das Mergelkliff am Kleinen Zicker dar.
Die acht Untersuchungsflächen werden anhand verschiedener ökofaunistischer Berechnungsmethoden (Jaccard-Zahl, Renkonen-Zahl, Wainstein-Index, Clusteranalyse) miteinander verglichen und bewertet. Die Indigenität nachgewiesener Arten wird für jede Fläche kritisch beleuchtet, Nahrungsspektren und Wirt-Parasitoid-Gefüge werden analysiert. Auf das Wirtsspektrum der Blutbiene Sphecodes albilabris wird näher eingegangen.
Das für den Greifswalder Bodden festgestellte Artenspektrum wird mittels Jaccard-Zahl mit Artenlisten anderer Untersuchungen von Küstenstandorten der Ost- und Nordsee verglichen.
Ein besonderer Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Bewertung von Küstenlebensräumen für Stechimmenzönosen. Die Bindung typischer Küstenarten Deutschlands an diesen speziellen Lebensraum wird diskutiert und die hohe Bedeutung des Schutzes der Küsten für die Erhaltung von Stechimmen herausgestellt.

 

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